
Rund 60 interessierte Gäste folgten der Einladung von Jochen Dieckmann, SPD-Landtagsabgeordneter und Finanzminister von NRW. Vor allem Mitarbeiter und Führungskräfte aus zahlreichen Kindergärten und Tagesstätten auch aus Königswinter und Sankt Augustin waren zu dem Gesprächsabend in die Gaststätte Altes Rathaus gekommen. Dabei ging es um die Chancen und Wege zur Einrichtung von Betreuungsplätzen für Kleinkinder unter drei Jahren. Der Vater von vier Kindern und mittlerweile mehrfache Großvater verwies auf das erklärte Ziel der Landesregierung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und Kinder schon frühzeitig zu fördern.
Dieckmann kam in Begleitung von Klaus Schäfer. Der Abteilungsleiter im Ministerium für Jugend, Kinder und Schule informierte über das neue Tagesbetreuungsausbaugesetz U3-Betreuung. Im Gespräch mit den anwesenden Gästen lieferte er fachliche Auskünfte aus erster Hand. Das neue Gesetz biete Chancen und sei zugleich Herausforderung für Kommunen und die bestehenden Tageseinrichtungen für Kinder. Erstmals werde es möglich sein, fehlende Kindergartenkinder durch die Aufnahme von Kleinkindern unter drei Jahren zu ersetzen. Das allerdings mache organisatorische Veränderungen notwendig. Die neuen Rahmenbedingungen und finanziellen Möglichkeiten müssten gemeinsam mit den Kommunen und Trägern im Sinne der Kinder und Eltern ausgefüllt werden.
Das neue Gesetz ist ein Angebot an die Kommunen, sagte Dieckmann. Dafür werde das Land in den kommenden Jahren 45 Millionen Euro investieren. 40.000 Tagesbetreuungsplätze sollen bis 2010 in NRW eingerichtet werden – davon 5000 noch in diesem Jahr. Vertreter des evangelischen Kindergartens am Feilweg in Bad Honnef teilten in diesem Zusammenhang mit, dass sie ab Sommer bereits eine erste Gruppe für etwa 10 Kinder zusammen mit Tagesmüttern eröffnen wollen.
Kritik an den als zu gering erachteten finanziellen Mitteln für diese Aufgaben konnte der Finanzminister relativieren. Bildung und Erziehung von Kindern sei ein Schwerpunkt der Landespolitik. Für dieses Jahr habe man die Ausgaben für Bildung und Erziehung um 2 Prozent angehoben, während der Gesamthaushalt um 1,7 Prozent gesenkt wurde. Außerdem habe das Land 1000 neue Lehrer eingestellt. Dieckmanns ganz persönlicher Vorschlag: statt der Anhebung von Kindergeld sollten die Mittel in die öffentliche Betreuung und Bildung von Kindern fließen. Das neue Gesetz sei zwar eine Kompromisslösung, aber ein erster Schritt hin zu einem flächendeckenden Betreuungsangebot für Kleinkinder wie es in vielen anderen europäischen Ländern selbstverständlich ist.
Schäfer verwies darauf, dass noch längst nicht bei allen Menschen in Deutschland das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Betreuungsmöglichkeiten von Kleinkindern bestehe. In den letzten Jahren habe sich allerdings in dieser Hinsicht ein deutlicher Wandel vollzogen. Wir müssen das Gesetz Schritt für Schritt dem Bewusstsein der Menschen anpassen.