Pünktlich zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres in NRW wird es in vielen Schulen des Landes neue Gesichter geben. Insgesamt 1385 Lehrerinnen und Lehrer haben im Februar ihren Dienst angetreten. Von den neuen Lehrkräften wurden 1295 im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens durch die Schulen selbst ausgewählt. Lediglich 90 Lehrkräfte wurden kurzfristig zentral den Schulen zugewiesen. "Mit diesen Einstellungen können zum einen die im Laufe des Schuljahres frei gewordenen Stellen wieder besetzt werden, zum anderen bedeutet dies, dass viele der besonders dringend benötigten Lehrkräfte mit so genannten Mangelfächern unmittelbar nach ihrer Ausbildung in den Schuldienst des Landes übernommen werden können", betonte Schul- und Jugendministerin Ute Schäfer.
Der überwiegende Teil der nun eingestellten jungen Leute sind Referendarinnen und Referendare, die gerade ihr Zweites Staatsexamen abgelegt und Ende Januar ihre Ausbildung beendet haben. Die meisten der Bewerberinnen und Bewerber, die jetzt kein Einstellungsangebot bekommen haben, haben gute Aussichten zum kommenden Schuljahr in den Schuldienst übernommen zu werden.
Das Gros der Einstellungen erfolgte in den Gymnasien (375), den Berufskollegs (353) und den Grundschulen (310), gefolgt von den Gesamtschulen (150), den Sonderschulen (89), den Realschulen (52), den Hauptschulen (29) und den Weiterbildungskollegs (27).
Unter den neuen Lehrkräften in NRW sind in diesem Jahr 49 Seiteneinsteiger (40 davon an den Berufskollegs), also Bewerber, die kein Lehramtsstudium absolviert haben. Das sind deutlich weniger als im vergangenen Jahr, als wir zum gleichen Zeitpunkt bei rund 1260 Neueinstellungen immerhin 77 Seiteneinsteiger hatten. "Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass wir insbesondere in den Berufskollegs unsere offenen Stellen nur dann vollständig besetzen können, wenn wir auch auf Seiteneinsteiger zurückgreifen. Aber die Zahl der Interessenten, die auf diese Weise eine neue Perspektive im Schuldienst suchen, ist deutlich höher als die Zahl der Einstellungsmöglichkeiten", betonte die Ministerin: "Kurzum: Wir brauchen Seiteneinsteiger, aber längst nicht so viele, wie sich bei den Schulen bewerben."
Insgesamt sei die Unterrichtsversorgung in diesem Schuljahr gut, betonte die Ministerin. Die amtliche Schulstatistik habe ergeben, dass die Hauptschulen und Grundschulen zu rund 102 Prozent besetzt seien, an den Realschulen und den Ber ufskollegs seien es rund 101 Prozent und an Gymnasien und Gesamtschulen ziemlich exakt 100 Prozent. "Trotz dieser insgesamt erfreulichen Lage kann die Situation an einzelnen Schulen ungünstiger aussehen. Außerdem spiegelt die Besetzungssituation nicht wider, dass es nach wie vor einen großen Bedarf an Lehrkräften mit so genannten Mangelfächern gibt", betonte Schäfer.
Die Ministerin bezeichnete es als erfreulich, dass das Interesse am Lehrerberuf auch unter jungen Leuten offensichtlich deutlich zunehme. So hätten im Februar rund 5600 Referendarinnen und Referendare den zweijährigen Vorbereitungsdienst angetreten. Das ist der höchste Stand seit fünf Jahren – 260 mehr als im vorigen Jahr und sogar 880 mehr als vor zwei Jahren.
Die Ministerin appellierte an junge Leute, die jetzt ihr Abitur machen und nun eine Berufs- bzw. Studienwahlentscheidung treffen, ernsthaft zu prüfen, ob der Lehrerberuf für sie in Frage komme. "Wir stehen vor einem Generationenwechsel in unseren Schulen. Bis zum Jahr 2015 werden wir rund 65.000 Lehrerinnen und Lehrer einstellen. Das heißt: Hier gibt es hervorragende Perspektiven. Allerdings kann ich nur dringend dazu raten, sich vor der Aufnahme eines Studiums genau über die Perspektiven einzelner Fächerkombinationen und Lehramtsstudiengänge zu informieren. Denn schon heute ist absehbar, dass wir in den kommenden Jahren insbesondere in einigen Fächern für das Gymnasium ein Überangebot haben werden, während Lehrkräfte für die Berufskollegs, die Haupt- und die Realschulen fehlen." Lehrer sei eben nicht gleich Lehrer, betonte die Ministerin und betonte: "Die Botschaft lautet also: Wir suchen Lehrer, aber nicht für alle Fächer und nicht für alle Schulformen. Ich kann den Interessenten nur dringend empfehlen, sich genau zu informieren, wie die Aussichten für einzelne Schulformen und einzelne Fächer sind."
Für das Gymnasium zeichnet sich ein Überangebot ab – insbesondere in Fächern wie Deutsch, Englisch, Sport, Biologie, Geschichte, Französisch, Erdkunde oder Sozialwissenschaften. Dagegen haben trotz der hohen Bewerberzahl auch am Gymnasium jene gute Chancen, die Mathematik, Kunst, Physik, Latein, Musik oder Informatik studieren. An den Haupt- und Realschulen gibt es generell einen großen Einstellungsbedarf, insbesondere in Fächern wie Mathematik, Englisch, Physik, Informatik aber auch in Deutsch, Kunst, Musik, Hauswirtschaft und Französisch. Für die Grundschulen stehen aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren mehr als ausreichend Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung.
Das sieht an den Berufskollegs anders aus. Hier sind es vor allem Fachrichtungen wie Maschinentechnik, Elektrotechnik, Gestaltungstechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, sowie alle Bereiche der Informatik, die gebraucht werden. Auf geringe Einstellungschancen treffen Bewerber aus dem Bereich "Erziehung und Soziales".
Für die Sonder- bzw. Förderschulen besteht insgesamt ein deutlicher Bewerberüberhang, gesucht werden allerdings Lehrkräfte an den Schulen für Lernbehinderte und Erziehungsschwierige.
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Homepage des Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder in NRW unter www.bildungsportal.nrw.de.