Ministerpräsident Peer Steinbrück fordert neues Generationen-Verständnis

In seiner Rede auf der Veranstaltung "Demographischer Wandel als Innovationsquelle für Wirtschaft und Gesellschaft" in Köln warb Steinbrück dafür, die innovativen Potenziale der Älteren besser als bisher für die Gesellschaft zu nutzen.

Der Ministerpräsident forderte ein gesellschaftliches Umdenken. Wir könnten uns nicht länger leisten, dass die eigentlich noch sehr aktive ältere Generation unter­fordert werde, während die Gesellschaft im mittleren Alter von 20 bis 40 über­fordert werde. Denn gerade in dieser Lebensphase ballten sich die Anforderungen aus Bildung, Familie und Karriere in einer Weise, die allzu oft zu Lasten der Familie und der Kinder beantwortet werde. Steinbrück sprach sich daher für zu­sätzliche Anstrengungen aus, um zu einer besseren Vereinbarung von Familie und Beruf und zu mehr berufsbegleitender Fort- und Weiterbildung zu kommen.

Der Ministerpräsident verwies darauf, dass in Deutschland weniger als 45 Prozent der Menschen zwischen 55 und 65 erwerbstätig seien, während es in beispiels­weise in den USA 60 Prozent seien. Er räumte ein, dass in den USA viele länger arbeiten müssten, weil sie sonst nicht über die Runden kämen. "Aber bei uns werden viele Menschen unfreiwillig pensioniert. Ich weiß nicht, was schlimmer ist", sagte Steinbrück. Er gehe davon aus, dass mit besserer Gesundheit im Alter bei vielen Menschen auch die Bereitschaft steige, länger erwerbstätig zu bleiben. Pensionierung und Verrentung seine in der Regel eine Vollbremsung, doch die Leistungsbereitschaft, Kompetenz und Erfahrung der Älteren lösten sich nicht einfach in Luft auf. "Warum nutzen wir sie nicht wenigstens graduell weiter – auch, aber längst nicht nur, im Ehrenamt?", fragte der Ministerpräsident und forderte: "Wir brauchen mehr Anreize für gesellschaftliche Produktivität im Alter."

Statt in Schwarzmalerei über die Folgen des demographischen Wandels zu ver­fallen, sollte er besser als Innovationsquelle und Reformbeschleuniger genutzt werden, so Steinbrück. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien hier gleicher­maßen gefordert und zu fundamentalen Reformen aufgerufen