Jülich. Es ist keine Krise, die NRW-Finanzminister Jochen Dieckmann ins Jülicher Forschungszentrum getrieben hat, sondern reine Neugier.
Er war am Donnerstag ins FZJ gekommen, um die Eindrücke, die er vor mehr als eineinhalb Jahren bei seinem Besuch mit dem Kabinett gesammelt hatte, zu vertiefen, sich über interessante Forschungsprojekte zu informieren und etwas über die wirtschaftliche Bedeutung des FZJ für die Region zu erfahren.
Begleitet wurde der Finanzpolitiker von Dietmar Nietan, MdB, und dem Landtagsabgeordneten Joachim Schultz-Tornau. Begleitet vom Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Joachim Treusch und seiner Kollegin Dorothee Dzwonnek besuchte der Minister das Institut für Medizin, um sich über den Stand der Hirnforschung zu informieren, sowie das Ernst-Ruska-Centrum, wo die leistungsfähigsten Elektronenmikroskope der Welt betrieben werden. Dem entsprechend beeindruckt zeigte er sich am Ende seines Besuches.
Ihm sei deutlich geworden, wie wichtig das Forschungszentrum für die Region sei und welche enorme Bedeutung es als Arbeitgeber und vor allem als Ausbildungsbetrieb habe. Der Wirtschaftsfaktor, den das FZJ darstelle, sei nicht zu unterschätzen. Am meisten hatte ihn die Tatsache beeindruckt, wie gut und allgemein verständlich die einzelnen Projekte vorgestellt wurden. Hier sieht er eine große Chance, Wissenschaft populär zu machen. Der Kontakt zwischen Politik und Wissenschaft sei zwar gut, könnte allerdings noch verbessert werden.
Bundestagsabgeordneter Dietmar Nietan freute sich über das Interesse und Engagement seiner Kollegen, denn auch er sieht im FZJ einen wichtigen Knotenpunkt für das Rheinland.
«Das Forschungszentrum ist überparteiisch von Bedeutung», meinte Joachim Schultz-Tornau und verglich die Einrichtung mit einem Leuchtturm.
Für das Forschungszentrum selbst war der Besuch des Ministers ebenfalls von großer Bedeutung – vor allem in Hinblick auf die aktuelle forschungspolitische «Entflechtungsdebatte». Zur Zeit denkt man im Bundesforschungsministerium darüber nach, die Finanzierung neu zu ordnen. So sollten Großforschungseinrichtungen komplett in die Verantwortung des Bundes übergehen, während Universitäten in den Bereich des jeweiligen Landes fallen sollen.
Die Gäste aus Berlin und Düsseldorf zeigten sich von diesen Plänen nicht begeistert. Ihrer einhelligen Meinung nach sollte die Verteilung der Finanzierung, die für das Forschungszentrum bei 10 Prozent vom Land und 90 Prozent beim Bund liegt, beibehalten werden.
«Rechenarten kennen kein Parteibuch», meinte dazu Dieckmann. Die Struktur der Einrichtung habe sich über Jahrzehnte erhalten und bewährt. Die geplante Entflechtung ginge zu Lasten der Vernetzung von Zentren und Hochschulen, der Beweglichkeit und der Interdisziplinarität.
Deshalb sagte er dem Forschungszentrum weiterhin seine Unterstützung zu. Die gleiche Meinung vertraten auch Dietmar Nietan und Joachim Schultz-Tornau.